Nach dem Krieg begann die „Entnazifizierung“. Die Besatzungsmächte richteten zu diesem Zwecke „Spruchkammern“ ein, vor denen sich jeder Deutsche verantworten musste. Diese eigenständigen Gerichte wurden von politisch integren Bürgern gebildet, hatten aber mit den „normalen“ (ordentlichen) Gerichten nichts zu tun.
In Coburg wurden die Mitglieder der örtlichen Spruchkammer am 12. Juli 1946 hier in der Aula der Rückertschule vereidigt.
Die Sitzungen der örtlichen Spruchkammern fanden im Hotel „Reichsgraf“ am Bahnhof statt.
Bisher einmalig war in den Verfahren vor den Spruchkammern, dass jeder den Nachweis für seine Unschuld erbringen musste und nicht wie sonst üblich das Gericht den Nachweis für die Schuld. Jeder Coburger, den so ein Verfahren erwartete, suchte Entlastungszeugen, die die Spruchkammer gnädig stimmen sollten.
Grundlage für die Verhandlung war ein Fragebogen, auf dem die „braune Vergangenheit“ angegeben werden musste.
Wer keinen „braunen Flecken“ hatte, dem wurde mit Benachrichtigung der Spruchkammer mitgeteilt, dass er vom Entnazifizierungsgesetz nicht betroffen sei. Diese Benachrichtigung wurde im Volksmund als „Persilschein“ bezeichnet.
Zur Verhandlung musste erscheinen, wer auf dem Fragebogen die Zugehörigkeit zur NSDAP oder einer der anderen zahlreichen Organisationen angegeben hatte. Dabei wurden sie „eingestuft“ in
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– Hauptbelastete
– Belastete
– Minderbelastete
– Mitläufer.
Der das Ergebnis der Einstufung enthaltende Spruchkammerbescheid musste lange Zeit als Teil von Bewerbungsunterlagen vorgelegt werden. Wer höher eingestuft war als „Mitläufer“ hatte zumindest bei Behörden keine Aussicht auf Einstellung.
Mitte der 50-er Jahre stellten die Spruchkammern ihre Arbeit ein.
(Quelle: „Coburg im Spiegel der Geschichte“)
Frage 8:
Wie nannte man im Volksmund die Benachrichtigung, die einem eine „weiße Weste“ bescheinigte – also eine makellose politische Vergangenheit ohne nationalsozialistische Gesinnung?
Hier geht’s weiter:
Geht zum Albertsplatz. Dort stehen gegenüber vom Eingang der Lutherschule einige Bäume. Sucht am Geländer des Baumes, der von der Lutherschule aus gesehen am weitesten links steht.
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