Einer der in dem Prozess wegen Verhaftungen und Folterungen angeklagten Männer ist Franz Schwede.
Bereits 1924 zog er für eine NS-Partei in den Stadtrat ein. Er war 1926 Mitbegründer einer antisemitischen Zeitung, des „Weckruf“. Darin griff Schwede wiederholt jüdische Bürger an. Beispielsweise startete er eine Hetzkampagne gegen den Fleischfabrikanten Abraham Friedmann. Um seine Rechte zu verteidigen, musste dieser beim Landgericht Coburg einstweiligen Rechtsschutz beantragen. Eine gegen die Verleumdungen erlassene einstweilige Verfügung des Landgerichts verpflichtete den Herausgeber des „Weckruf“ zur Unterlassung seiner Beschimpfungen.
Sein Engagement für die Interessen der NSDAP verhalf Schwede zu einem schnellen politischen Aufstieg. 1931 wurde er gefeierter 1. Bürgermeister von Coburg.
Diese Position nutzte er, um nach und nach alle wichtigen Posten in Coburg mit Parteimitgliedern zu besetzen. So geriet auch Konrad Soergel, der damalige Direktor der Sparkasse, schnell ins Visier der Nationalsozialisten. Sie versuchten Soergel mit allen Mitteln aus dem Amt zu drängen: sein Lohn wurde wieder und wieder gekürzt, er wurde in Zwangsurlaub geschickt und bespitzelt. Er wurde sogar mehrfach wegen Untreue angeklagt. Die Strafkammer des Landgerichts Coburg fand jedoch „keine Anhaltspunkte für das Vorliegen einer strafbaren Handlung“. Sie entschied deswegen am 22. März 1932 und in einem weiteren Verfahren am 18. Dezember 1934 zu Soergels Gunsten. Das waren für die damaligen Verhältnisse erstaunliche Urteile.
Zur Erinnerung an Konrad Soergel befindet sich ein Stolperstein vor dem Gebäude der Sparkasse Markt 2-3.
Schwede machte sich über die Grenzen Coburgs hinaus schnell einen Namen als brennender Unterstützer des Führers und zog bereits 1933 in den Reichstag ein. Der Personenkult um ihn erreichte am 10.09.1933 einen Höhepunkt: man widmete ihm eine Glocke und weihte sie auf dem Marktplatz mit einer großen Zeremonie ein. Auch der damalige Dekan Weiß hielt bei diesem Anlass eine flammende Rede für Schwede.
Schwede geriet später in Kriegsgefangenschaft. Die 10-jährige Haftstrafe, die das Landgericht Coburg 1951 gegen ihn verhängte, wurde 1952 vom Bundesgerichtshof bestätigt. Als 68-jähriger wurde Schwede Anfang 1956 begnadigt und starb 1960 in Coburg.
Die Glocke hängt immer noch im Rathausturm; lediglich die Inschrift: „Zu Adolf Hitler ruf ich dich; Franz-Schwede-Glocke heiße ich“ wurde entfernt.
(Quelle: „Voraus zur Unzeit“, „175 Jahre Sparkasse Coburg“)
- Frage 2:
Wann wurde die Glocke im Rathausturm eingeweiht?
- Frage 3:
Sucht den Stolperstein. In welchem Jahr starb Konrad Soergel an den Folgen der rücksichtslosen Drangsalierung durch die Nationalsozialisten?
- Hier geht’s weiter:
Sucht am Geländer des Baumes gegenüber des Hauses Spitalgasse 19 („Deutsche Bank“).
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