Es tut gut, die dunkle Zeit drakonischer Strafen und der Hexenverfolgung auf unserer Spurensuche hinter uns zu lassen.
Umso betroffener macht es, dass sich in einer viel aufgeklärteren und moderneren Zeit eine nicht weniger menschenverachtende Ideologie durchsetzen konnte und auch in Coburg tragische Spuren hinterließ.
Mit der Zeit des Nationalsozialismus und den Berührungspunkten zum Coburger Landgericht beschäftigt sich eine eigene Tour durch Coburg:
„Landgericht im Dritten Reich“.
Sie werden überrascht sein, wenn Sie auch diesen Teil der Coburger Geschichte entdecken!
Doch über die Spuren einer besonderen Gruppe Menschen dürfen Sie heute schon „stolpern“: was wäre die Justiz ohne engagierte, aufrichtige und erstklassige Anwälte?
1933 sind drei der 17 Coburger Rechtsanwälte Juden und sie alle bekamen die Grausamkeit und Härte der Nationalsozialisten zu spüren.
Hier in der Spitalgasse betrieben die Brüder Dr. Moritz Baer und Dr. Martin Baer eine Rechtsanwaltskanzlei.
Die beiden Anwälte waren Juden, ihre Mitarbeiter und Mandanten waren überwiegend Christen. Schon in den frühen 20er Jahren wurden die Baers häufig von Menschen aufgesucht, die mit den Nazis in Konflikt geraten waren und um Rechtsbeistand baten. Die beiden Rechtsanwälte halfen, wo sie konnten – auch noch in den 30er Jahren. Zum Beispiel vertraten sie 1932 die jüdische Kultusgemeinde in einem Rechtsstreit mit der Stadt, als es darum ging, die Nikolauskapelle weiterhin als Synagoge benutzen zu dürfen. Das machte die Baer-Brüder den Coburger Nationalsozialisten in besonderem Maße verhasst.
Mit ihren antijüdischen Parolen vertrieben die Nazis den Baers nach und nach alle Mandanten. 1938 mussten die Brüder ihre Kanzlei schließen. Sie verkauften alles, was sie besaßen, und flüchteten aus Coburg.
Dr. Moritz Baer floh im Alter von 62 Jahren nach Argentinien, wo sein Sohn Max lebte. Er starb 1952 im Alter von 75 Jahren.
Dr. Martin Baer wanderte zunächst nach London und später nach New York aus. Im Jahr 1942 verstarb Dr. Martin Baer im Alter von 58 Jahren. Grund für seinen frühen Tod dürften die vielen Schicksalsschläge gewesen sein, die er durch die deutsche Rassen- und Kriegspolitik erleiden musste.
(Quellen: „Coburger Juden“ von Hubert Fromm; „Digitales Stadtgedächtnis der Stadt Coburg“)
Frage 5:
Wie viele Stolpersteine wurden vor dem Haus Spitalgasse 4 verlegt?
Hier geht’s weiter:
Am Tor zur Stadthauspassage, das sich auf der Seite zur Spitalgasse befindet, finden Sie den nächsten Hinweis.
Empfohlene Route:
