Das Haus in der Spitalgasse 19 hat eine bewegte Geschichte:
Seit 1570 als Gasthof genutzt wurde das Gebäude 1860 zum Hotel umgebaut und war lange Zeit das erste Haus am Platz.
1883 kaufte ein Investor aus Jena das Hotel, führte es unter bekanntem Namen fort und führte viele technische Neuerungen ein. So war der Besitzer einer der ersten Bürger, in dessen Haus elektrisches Licht brannte, das er sogar selbst erzeugte.
1908 wird das Gebäude an die Fa. Conitzer verkauft, einen Konzern mit mehr als 20 Modehäusern.
Um ein besonders repräsentatives Kaufhaus errichten zu können, wurden die alten Gebäude abgerissen. 1910 entstand mit dem Neubau mit Jugendstilfassade das größte Kaufhaus in Coburg. Das Modehaus Conitzer zeichnete sich durch ideenreiche Werbung, die Preisauszeichnung und die Einführung der Barzahlung aus und bot Kunden ein ganz besonderes Einkaufserlebnis. Unter anderem veranstaltete es 1925 in seinen atemberaubenden Räumlichkeiten die erste Modenschau in Coburg.
Nachdem sich Conitzer & Söhne Ende 1928 gegen Franz Schwede positionierte, wurde das Kaufhaus Ziel zahlreicher nationalsozialistischer Angriffe. Nicht nur Sachbeschädigungen, sondern auch Boykottaufrufe machte dem Modehaus wie auch anderen jüdischen Geschäften schwer zu schaffen.
Aus der u.a. von Franz Schwede herausgegebenen Zeitschrift „Der Weckruf“ war eine Tageszeitung mit der Bezeichnung „Coburger National-Zeitung“ hervorgegangen. Darin wurde im Rahmen einer Werbeaktion am 14. Februar 1931 unter dem Titel „Der Geschäftsjude“ zum Boykott gegen jüdische Firmen aufgerufen.
Auf Antrag von acht Unternehmen erließ die Zivilkammer des Landgerichts Coburg am 28. Februar 1931 eine einstweilige Verfügung. Darin verbot das Gericht unter Androhung von Geld- und Haftstrafen derartige Boykottaufrufe durch Verbreitung rufschädigender Behauptungen. Da sich die Nationalsozialisten nicht an das Verbot hielten, mussten sich die Geschäftsleute erneut an die Justiz wenden und beantragen die Festsetzung der angedrohten Strafen. Diesen Antrag lehnte das Landgericht Coburg am 10. Dezember 1931 jedoch ab. Erst eine gegen diesen Beschluss des Landgerichts gerichtete Beschwerde vor dem Oberlandesgericht Bamberg führte zur Festsetzung einer Strafe. Das Oberlandesgericht gab den Geschäftsleuten Recht und stellte fest:
„Der in Frage stehende Boykott ist besonders verwerflich und ohne weiteres unerlaubt, weil er deutschen Staatsbürgern die Existenzberechtigung auf wirtschaftlichem Gebiet aus keinem anderen Grund als dem abspricht, dass sie der jüdischen Rasse angehören.“
1935 kam die Enteignung durch die Nationalsozialisten. Der alte Inhaber Adolf Friedländer wanderte aus, sein Partner Max Frank starb 1938 in Coburg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bekamen die Erben das Anwesen zurückübertragen und verkauften es 1948 an das Unternehmen Brandt, aus Ostpreußen stammend. Brandt eröffnete ein Kaufhaus für Eisenwaren, Haushaltsartikel, Spielwaren und Sportartikel und veranlasste in den folgenden Jahrzehnten einige Umbauten im Gebäudeinneren. 1982 musste Brandt das Kaufhaus schließen und veräußerte das Gebäude 1983 an die Deutsche Bank, die seitdem in der Spitalgasse 19 eine Filiale betreibt.
(Quellen: „Ernst Eckerlein erzählt aus der Coburger Heimat“, Bd. IV; „Die Coburger Juden“ von Hubert Fromm, Wikipedia, „Voraus zur Unzeit“)
Frage 4:
Welche Initialen finden sich auf der Fassade des Gebäudes Spitalgasse 19?
- – DB
– MC
– EL
Hier geht’s weiter:
Sucht am Schaufenster des Geschäftes in der Webergasse 26.