Die Fronveste, das Coburger Gefängnis auf der Stadtmauer neben dem „Hexenturm“, war Mitte des 19. Jahrhunderts baufällig geworden. Nach 1800 hatten es „Gäste“ leicht, aus ihr zu entkommen: die Eisengitter in den Fensterlöchern verhinderten Ausbruchsversuche nicht mehr wirklich und die Flucht wurde auch nicht mehr durch Wassergräben, Sümpfe oder Teiche erschwert. Diese waren 1798 nämlich einer Anlage „für heitere Lustgänge friedlicher Bürger“ gewichen.
Daher wurde hier in der Leopoldstraße ein neues Gefängnis gebaut. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle das „herrschaftliche Waschhaus“. Dieses wurde aus dem Besitz des Herzogshauses erworben, um darin – nach entsprechenden Umbauten – ein „Kreisgerichtsgefängnis mit Schwurgerichtslokalitäten“ einzurichten. Aber es stellte sich heraus, dass der bauliche Zustand nur bedingt den Anforderungen entsprach und für die Untersuchungsgefangenen zudem ein Anbau erforderlich werden würde. So konnte das Gefängnis erst im Juli 1861 der Bestimmung übergeben werden.
Die Fronveste selbst wurde nach der Auflösung des Gefängnisses abgerissen. Dort steht jetzt das Haus Ernstplatz 1.
In die Zeit der Nutzung des Hauses als Gefängnis fiel die Zeit des nationalsozialistischen Terrors. Im Frühjahr des Jahres 1933 wurden 150 Coburger in Schutzhaft genommen und zum Teil auch hier im Gefängnis untergebracht. Es handelte sich um politische Gegner, prominente Mitglieder anderer Parteien, Juden sowie andere der NSDAP unangenehme Personen. An die Verhöre und Misshandlungen, für die die Häftlinge ins Rathaus gebracht wurden, erinnert eine Gedenktafel im Durchgang zum Ämtergebäude in der Rosengasse.
Das Gebäude hatte bei der Coburger Bevölkerung den Spitznamen „Villa Mayer“, benannt nach einem ehemaligen Gefängnisdirektor namens Mayer.
Bereits nach lediglich hundert Jahren Nutzung als Gefängnis musste der Betrieb 1968 eingestellt werden. Das Gebäude war völlig abgewirtschaftet; der Anbau wurde wegen Baufälligkeit sogar polizeilich gesperrt.
Noch vor dem endgültigen Abbruch im Jahr 1980 drehte der Regisseur Rainer Werner Fassbinder hier 1977 noch den bekannten Kinofilm „Die Ehe der Maria Braun“.
(Die Bilder zeigen die Ansicht der Leopoldstraße vor und nach dem Abriss des ehemaligen Gefängnisses.)
Quelle: „Coburg Magazin online“, „Coburger Juden“ von Hubert Fromm, „Coburger Geschichtsblätter“
Frage 8:
In welchem Jahr wurde der Gefängnisbetrieb in Coburg eingestellt?
Hier geht’s weiter:
Das Justizgebäude I, in dem sich das Landgericht befindet, ist zentral gelegen. Links vom Kopfsteinpflasterweg, der sich von der Ketschendorfer Straße zum Gebäude schlängelt, befindet sich ein Schild, dessen Rückseite Sie sich mal genauer anschauen sollten.